News

Die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderungen

 

Um die Mundgesundheit der Menschen zu verbessern, reicht es nicht aus, wenn man sich auf bevölkerungsweite Strategien bezieht. Es müssen auch spezifische Gruppen isoliert betrachtet werden, die aufgrund ihrer Eigenschaften anfälliger für Mundkrankheiten sind. Einer dieser Bevölkerungsgruppen sind Menschen mit Behinderungen. Aufgrund ihrer Eigenschaften kann eine gute Mundhygiene sowie Behandlung erschwert werden. Deshalb ist es zum einen wichtig zu wissen, wie es um die Mundgesundheit bei Menschen mit Behinderungen steht und wie eine gute Mundgesundheit gefördert werden kann. Ersteres haben sich Forscher*innen zum Ziel genommen.

In ihrer Untersuchung versuchten sie einen Literaturüberblick über den derzeitigen Wissensstand über die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung darzustellen. Dabei stellten sich vor allem zwei wichtige Erkenntnisse heraus. Einerseits haben die Forscher*innen festgestellt, dass Menschen mit Behinderungen in ihren Alterskohorten schlechter in Bezug auf die Mundgesundheit abschneiden als die Allgemeinbevölkerung in den jeweiligen Alterskohorten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Einer der Gründe könnte das erschwerte Untersuchen und Behandeln von Menschen mit Behinderung sein. Ein verstärkter Fokus auf einen richtigen Umgang mit Menschen mit Behinderungen innerhalb der medizinsichen Ausbildung könnte hier Abhilfe verschaffen. Auch hat sich gezeigt, dass Menschen mit geistigen Behinderungen mehr Probleme mit Karies haben als Menschen mit körperlicher Behinderung. Eine Differenzierung in den Daten sollte deshalb immer stattfinden.

Ein weiteres Problem laut Forscher*innen ist die dünne Datenlage zu diesem wichtigen Thema. Die von ihnen betrachteten Studien waren nur regional und auch die untersuchten Alterskohorten sowie ein fehlender Direktvergleich mit der Allgemeinbevölkerung ließen die Daten lückenhaft erscheinen. Ein Grund ist die geringe Anzahl von Menschen mit Behinderungen in den jeweiligen Altersgruppierungen,was einen direkten Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung erschwert. Auch konnte das für die Mundgesundheit wichtige Krankheitsbild der Parodontitis nicht untersucht werden. Ein vollständiger Überblick über den Stand der Mundgesundheit bei Menschen mit Behinderung ist deshalb nicht möglich gewesen. Eine gute Datenlage ist demzufolge zentral, um Probleme frühzeitig zu erkennen und ihre systematische Aufarbeitung zu ermöglichen.

Studie

Schulte, Andreas G., and Peter Schmidt. “Mundgesundheit bei Menschen mit Behinderung in Deutschland – eine Literaturübersicht.” Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 64.7 (2021): 793–801. Web.

 

Fehlerkultur in der Medizin

 

Irren ist menschlich – so heißt es so schön. Und in der Tat, Fehler passieren überall. Ob im Alltag oder im Beruf, wir alle machen Fehler. Manche Fehler sind jedoch in ihrer Konsequenz härter als andere. Unter anderem in der Medizin. Daher ist es nicht verwunderlich, dass für viele Mediziner*innen Fehler ein Tabuthema sind, denn fatale Fehler können Patient*innen gravierende körperliche Schäden zufügen. Das ist für die Fehlerverursacher*innen selbstverständlich belastend. Es drohen aber auch juristische Konsequenzen.

Dies kann zu negativen Verhaltensweisen im Umgang mit Fehlern führen. Schuldzuweisungen und ein harter Umgang innerhalb des medizinischen Alltags können Normalität werden. Das hat nicht nur psychologische Belastung, welche die individuelle Fehlerchance erhöht, zur Folge, es führt auch dazu, dass potenzielle Fehlerquellen nicht erkannt werden. James Reason entwickelte in seiner Forschung nämlich das Schweizer Käsemodel, welches die Ursachen und Mechanismen von Fehlern visualisieren sollte. Im Zentrum stehen unerwünschte Ereignisse, die nicht immer fatale Folgen haben müssen, jedoch in gewissen Konstellationen und Zusammenführungen schädliche Fehler verursachen können. Hier schadet eine Fehlerkultur, die Fehler tabuisiert. Das Erkennen und die Eliminierung von unerwünschten Ereignissen können nur funktionieren, wenn man gezielt nach ihnen Ausschau hält und diese systematisch, unpersönlich und frei von Schuldzuweisungen aufarbeitet.

Dafür wurden Methoden entwickelt, die im medizinischen Alltag angewendet werden können. Zum einen kann eine anonyme Datenerfassung von nicht fatalen Fehlern, die potenzielle Fehlerquellen sichtbar machen. Aber auch ein regelmäßiges Teamtraining und eine Sensibilisierung fürs Thema können helfen. Denn medizinische Einrichtungen sind Organisationen, bei denen viele Handlungsketten ineinandergreifen. Ein sensibilisiertes Team ist darum notwendig. Zur erfolgreichen Fehlerminimierung gehört auch eine kompetente Führung. Durch ihren Einfluss auf systematische Faktoren wie Arbeitszeit, Arbeitseinteilung sowie die Kultur innerhalb der Organisationen können Fehler bedingt oder vermindert werden. Hier sollte ein Arbeitsklima geschaffen werden, welches individuelle Fehlerquellen, wie Stress und psychologische Belastungen verhindert. Medizinisches Personal sollte auch im Umgang mit eigenen Fehlerquellen ausgebildet werden. Veraltete Denkmuster können verhindern, richtige Entscheidungen zu treffen. Die rückwirkende Analyse getroffener Entscheidungen durch mehrere Personen kann hier Aushilfe verschaffen.

Aber auch die Politik ist gefragt. Medizinische Organisationen benötigen rechtliche Absicherung, um transparent und systematisch mit Fehler umgehen zu können. Besteht keine rechtliche Absicherung, laufen die medizinischen Organisationen Gefahr in ihren Handlungen sich selbst juristisch angreifbar zu machen. Es muss begriffen werden, dass die Aufarbeitung von Fehlern, der zukünftigen Verminderung von Fehlern dient, nur so können langfristig Patient*innen geschützt werden.

Literatur

Haller, U et al. “Von Der Schuldfrage Zur Fehlerkultur in Der Medizin.” Gynäkologisch-geburtshilfliche Rundschau 45.3 (2005): 147–160. Web.

Hehr, Alexandra, and Katrin Porten. “Tagungsbericht zum Thema ‘Critical Incident Reporting und Fehlerkultur als Bausteine der Healthcare Compliance – Interdisziplinäre Bestandsaufnahme und Identifikation von Forschungsdesideraten.’” Medizinrecht 35.8 (2017): 623–625. Web.

Mayer CH. Positive Fehlerkultur als Ressource. Schmerzmed. 2020;36(4):62–7. German. doi: 10.1007/s00940-020-1739-4. Epub 2020 Jul 21. PMCID: PMC7349478.

Waeschle, R.M, M Bauer, and C.E Schmidt. “Errors in Medicine; Causes, Impact and Improvement Measures to Improve Patient safety/Fehler in Der Medizin; Ursachen, Auswirkungen Und Ma[beta]nahmen Zur Verbesserung Der Patientensicherheit.” Der Anaesthesist 64.9 (2015): 689–. Web.

Links

https://www.imabe.org/imabeinfos/fehlerkultur-in-der-medizin

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7349478/#CR2617

 

Die mundgesundheitlichen Folgen der Coronapandemie

 

Die anhaltende Coronapandemie hat das gesellschaftliche Leben und die Gesundheit der Menschen stark beeinträchtigt. Daher überrascht es nicht, dass auch die Mundgesundheit durch die Pandemie beeinflusst wurde. Laut Wissenschaftler*innen ist schon länger bekannt, dass die Coronaviren durch die Mundschleimhäute in den Organismus gelangen. Die Mundgesundheit kann daher auch als ein Abwehrmechanismus gegen die Coronaviren begriffen werden. Im Gegenteil können Mundkrankheiten wie eine Parodontitis die Immunantwort auf das Coronavirus verschlechtern. Die Wechselwirkung zwischen der allgemeinen Gesundheit und der Mundgesundheit scheint auch hier eine tragende Rolle einzunehmen.

Aber beeinflusst nicht nur die Mundgesundheit den möglichen Verlauf von Coronainfektion. Die Coronapandemie hat die Mundgesundheit der Bevölkerung auf viele verschiedene Weisen verändert. Zum einen haben Schul/Kitaschließungen sowie allgemeine Kontaktreduktion, das Essverhalten vieler Menschen verändert. Kinder und Jugendliche griffen unter anderem häufiger zu ungesunden Lebensmitteln als Form der Stressreduktion durch fehlende Ausgleiche im Alltag. Dies spiegelt sich auch in der erhöhten Gewichtszunahme in allen Altersschichten unter 18 wider. Neben veränderten Essverhalten, scheint auch das Putzverhalten der jungen Menschen beeinträchtigt. Durch fehlende praktische Putzübungen durch Fachkräfte in den Schulen und durch belastete Eltern, scheint eine optimale Pflege beeinträchtigt.

Doch gibt es auch Grund zur Hoffnung. In einer veröffentlichten Ipsos-Studie zeigte sich, dass die Zahnarztbesuche im internationalen Vergleich nur geringfügig zurückgegangen sind und sich schnell stabilisierten. Auch gab ein großer Anteil von Menschen an, sich verstärkt um die eigene Mundhygiene zu kümmern. Als möglichen Grund wurde das bewusste Wahrnehmen des eigenen Atems durch das Tragen von Masken genannt.

Klar ist, dass die Coronapandemie auch im Bereich der Mundgesundheit vieles verändert hat. Will man die bereits  starken Fortschritte der Mundgesundheit innerhalb der Bevölkerung nicht verspielen, gilt es nun darum ein verstärktes Bewusstsein für die Mundgesundheit in allen Teilen der Bevölkerungen zu schaffen und die entstandenen Mängel so schnell wie möglich zu beseitigen. Denn es hat sich wieder einmal gezeigt, dass eine gute Mundgesundheit eine Grundbedingung für ein gutes und gesundes Leben ist.

 

Europäische Mundgesundheit im internationalen Vergleich

 

Welchen Einfluss haben die unterschiedlichen Gesundheitssysteme auf die Mundgesundheit der Bevölkerung?

 

Die Gestalt des Gesundheitssystems beeinflusst die Mundgesundheit, deshalb ist es wichtige Merkmale des Gesundheitssystems zu identifizieren, die eine positive Mundgesundheit innerhalb der Bevölkerung fördern. Eine Möglichkeit ist der internationale Vergleich zwischen unterschiedlichen Gesundheitssystemen und der zusammengehörenden Mundgesundheit. Deshalb untersuchten Forscher*innen im Auftrag der IDZ die 5 EU-Mitgliedsstaaten Spanien, Belgien, Niederlande, Dänemark und Deutschland auf einen Zusammenhang zwischen den Gesundheitssystemen der einzelnen Länder und deren Mundgesundheit. So wurden in der Studie die Finanzierungsstärke, die flächendeckende Versorgung und die Breite des Zahngesundheitssystems unter die Lupe genommen. Gleichzeitig verglichen die Forscher*innen wichtige Parameter der Mundgesundheit, wie der Kariesgrad, Parodontose, Anzahl der gesunden Zähne sowie die Qualität des Zahnersatzes. Ziel war es, mögliche Faktoren der Input Seite (Gestaltungen des Zahngesundheitssystems) herauszuarbeiten. Bemerkenswert ist, dass trotz der unterschiedlichen Zahngesundheitssysteme bei der Mundgesundheit im Schnitt bei allen Ländern ähnlich gute Fortschritte zu verzeichnen sind. Im Speziellen gab es Abweichungen, von denen man aber schlecht auf spezifische Einzelfaktoren schließen kann. Jedoch konnte eine Unterfinanzierung des spanischen Gesundheitssektors für fehlenden Fortschritt in der Mundgesundheit der spanischen Bevölkerung festgemacht werden. Deutschland befand sich trotz höchsten Ausgaben unter den Ländern, gemessen durch eine pro Kopf Kostenrechnung im Mittelfeld. Im Genaueren konnten die Forscher*innen auch Unterschiede innerhalb der Bevölkerungsschichten innerhalb der Länder aufzeigen. In den Ländern Belgien, Spanien und Dänemark konnten Benachteiligung in der Zahngesundheit zwischen den Einkommensgruppen festgestellt werden. Deutschland als Land mit der Zahngesundheitsfinanzierung, welche die meisten Kosten übernimmt, weist keine Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Einkommenskohorten auf, und auch die Niederlande, die vermehrt auf private Zahnzusatzversicherung setzt, hat keine unterschieden im Benachteiligungsgrad aufgewiesen. Neben den gesundheitlichen Erkenntnissen konnten die Forscher*innen einen deutlichen Mangel in der europaweiten Datenlage zur Mundgesundheit feststellen. Ein ganzheitlicher europaweiter Vergleich war deshalb nicht möglich. Dabei wäre eine verbesserte europaweite Datenlage zentral, um zukünftig mehr Erkenntnisse für die europaweite Mundgesundheit zu erlangen.

Link zur genannten Studie

 

Hallo liebe PZI Verfolger*innen,

ich bin Valentin der derzeitige Praktikant für die PZI. Ich werde mich in den nächsten Wochen hauptsächlich um die politische Recherche und Kommunikation des Vereins kümmern.
Die PZI hat seit ihrer Gründung das Ziel gehabt die Mundgesundheit innerhalb der Bevölkerung zu stärken und Misstände zu beheben. Die Aufarbeitung der fasettenreichen Determinanten von Mundkrankheiten und ihre Verhinderung durch politisches Handeln werden zu meinen Tätigkeiten zählen,denn eine Mundgesundheit ist ausschlaggebend für eine gute Lebensqualität, die wir alle verdient haben.
Ich freue mich im Laufe meines Praktikums diesen Verein in seinen Zielen unterstützen zu können.
Bis zum nächsten Post.
Valentin

 

Wir begrüßen sie auf unserer neuen Homepage!

Anregungen bitte per Mail an: info(at)pzi-ev.de – Danke!

Der Vorstand

 

2016:

Der BGH hat ein entscheidendes Urteil zum Thema Bewertungsportale getroffen. Erste Informationen bei uns direkt, und hier.

Wir werden auch 2023 wieder auf der Messe Berlin Vital zu finden sein. 

Wir werden auch wieder in Berlin zum Marathon auf der Messe Berlin Vital  zu finden sein.

Für weitere Informationen und ev. Unterstützung bitte

melden unter : 030 38 38 65 33, oder per Mail. Vielen Dank!

Neu: Wir entwickeln ein Zertifikat für Patienten freundliche Zahnarztpraxen. Mehr demnächst.

2022:

Wir planen im Netz eine unabhängige und kostenfreie Patientenberatung in Sachen Zahn Prophylaxe.

 

Unsere jährliche Mitgliederversammlung findet am 13.09.2023 um 18.00 Uhr in der Haubachstrasse 22 statt. Frau Christiane Grübbel ist neue Kassenwartin und 2. Vorstand.

 

 

Eine Patienten APP ist in der Entwicklung, sowie eine neue Patientenbroschüre. Demnächst ist hier auf Android Basis die beta Version sichtbar.

Die GEK hat in ihrem Zahnreport 2014 ermittelt, dass der Westen Nachholbedarf hat bei der Zahnvorsorge!

Für Fragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle. Tel. 030 38 38 65 33. Wir rufen zurück. Vielen Dank!